Reden geht immer. Ins Handeln kommen öffnet weitere Perspektiven. In der systemischen Supervision und im Coaching ist das Ziel: Einen einen Schritt zurücktreten und sich mit etwas Abstand die eigenen Themen anschauen. Spüren, wie es einem geht und das eigene Denken und Handeln reflektieren und gegebenenfalls verändern. Dafür sind Methoden hilfreich, die diesen Prozess unterstützen.
Ich werde in diesem Blogartikel eine Methode vorstellen, die man sowohl in Gruppensupervisionen oder Teamcoachings nutzen kann. Profis können damit einen Einstieg in einen Coachingprozess gestalten oder ein Thema bearbeiten. Die Methode funktioniert aber auch im Selbstcoaching!
Der Hintergrund: Die Supervisorin Luzia Beer hat mich in ihrem Workshop „Kunstanaloge Methode in Supervision, Coaching und Beratung“ inspiriert. Das war auf der SG-Tagung „Resonanzen“ in Berlin im Juni 2024 - der Jubiläumstagung der Systemischen Gesellschaft, in der ich Mitglied bin.

Methode für Gruppenprozesse im Coaching oder Supervision
Manche kennen sie vielleicht - die Einstiegsrunden in Teamcoachings oder Supervisionsgruppen, die recht funktional verlaufen. Ich gestalte Einstiege am liebsten so, dass Teilnehmende (und auch ich selbst) in Resonanz mit sich und den anderen treten können. Da kommen verschiedene Methoden zum Einsatz:
- Geschichten
- Spaziergänge
- Bildkarten
- kreative Methoden etc.
Mit unterschiedlichen Materialien in der Supervision kreative, kunstanaloge Methode nutzen
Egal mit welchem Material gearbeitet wird, es geht nicht um Ästhetik, sondern um den eigenen Ausdruck. Das sollten Profis den Teilnehmenden durch ihr eigenes kommunikative Handeln verdeutlichen. Dafür können sie bei der Durchführung, auf Bewertungen verzichten und Neugier und Aufgeschlossenheit zeigen. Manchmal hilft es, auch die Teilnehmenden zu ermuntern, nicht zu bewerten.
Mögliche Materialien:
- Papier
- Metallkleiderbügel
- Holz
- Blüten
- Sand
- etc.
Die Teilnehmenden dürfen übrigens für die Bearbeitung Hilfsmittel nutzen, wenn sie das möchten. Das sind Dinge, die sie im Raum zur Verfügung haben.
Das Vorgehen mit der kreativen, kunstanalogen Methode an zwei Beispielen in der Supervision
Zunächst habe ich mit meinen Gruppen mit Papier gearbeitet. Die Teilnehmenden nutzen Hilfsmittel wie Kleber, Schere, Aufkleber etc.
Beispiel 1: Zum Einstieg in die eine Teamsupervision bekommt jede Person ein bis zwei Blätter festes, buntes Papier. Die Aufgabe ist, spontan das Papier so zu bearbeiten, wie man sich im Moment vordergründig fühlt. Wer möchte kann ein zweites Blatt bearbeiten, um ein hintergründiges Gefühl oder einen Gedanken zu verarbeiten.
Beispiel 2: In einer Teamsupervision möchte sich das Team mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen. Hier die Methode mit dem Ziel eingesetzt werden, sich dem inhaltliche Thema des Teams zu nähern: z.B. Umgang mit Konflikten. Jede Person kann in Gedanken an das Thema eigene Werke entwickeln - ohne Vorgaben. Anschließend erzählt jede Person von ihrem Prozess und der individuellen Bedeutung. Ganz besonders wichtig ist es auch hier, auf Bewertungen zu verzichten.
Das Material ist natürlich austauschbar. Die Hilfsmittel können dann dementsprechend angepasst werden.

Die Präsentation der Ergebnisse
Wie können die Ergebnisse ausgestellt werden? Für die Präsentation nutzt man passende Orte oder Equipment. Ein paar Beispiele:
- Für die Nutzung von Papier kann ein Mobile eingesetzt werden (z.B. für Fotos, im Handel erhältlich).
- Bei erstellten Objekten aus Metall, Holz, etc. können vorhandene Tische, Regale oder der Boden dienen.
- Wer mit Sand oder anderen vergleichbaren Materialien arbeitet nutzt ggf. das Außengelände oder eine Plastikfolie
Die Ergebnisse werden nacheinander vor der ganzen Gruppe präsentiert. Die Teilnehmenden können in dieser Phase von ihrem Bearbeitungsprozess erzählen. Sie können reflektieren:
- Wie ging es mir allgemein damit?
- Wo war es leicht? Wo hatte ich Schwierigkeiten?
- Was bedeutet das Erlebte für mich/uns und das Thema?
Das ist eine wichtige Phase in der Supervision, denn hier finden gruppendynamische Prozesse statt. Die Supervisorin oder der Supervisor sollte diese moderierend begleiten und kann gegebenenfalls eigene Beobachtungen spiegeln und in den Supervisionsprozess einbeziehen.
Eine Variante für das Selbstcoaching
Du fragst dich, ob du als Supervisorin oder Supervisor diese Methode einmal in der Supervision ausprobieren möchtest? Dann schlage ich dir vor, sie einmal für dich zu testen. Du bist für dich selbst interessiert daran? Dann erkläre ich hier, wie man die Methode für das Selbstcoaching nutzen kann.

Wie kannst du für dich die künstlerische Methode aus der Supervision für dich selbst nutzen?
Hast du ein Thema, was dich beschäftigt? Das kann beispielsweise eine Frage sein, die dich beschäftigt, oder ein Gefühl, was du gern besser verstehen möchtest.
- Nimm dir ein festes Papier, es kann, muss aber nicht, farbig sein. Denk an dein Thema und bearbeite dein Papier, so wie es dir spontan in den Sinn kommt. Du kannst es knüllen, drehen, schneiden, kleben, tackern, lochen oder bekleben. Das ist dir überlassen. Es muss nicht schön aussehen. Bewerte dich und das was du produzierst NICHT!
- Schau dir dein Werk an. Was empfindest du?
- Wie bist du dazu gekommen, es genau so zu entwickeln? Was bedeutet das für dich? Möchtest du etwas verändern, oder es so lassen? Möchtest du ein weiteres Werk erstellen?
- Lass den Prozess einmal auf dich wirken. Wenn du magst, berichte mir gern.
Reflexion
Nutzt du als Profi in Beratung, Coach oder Supervision künstlerische Methoden mit Materialien in der Supervision, und wenn ja, welche? Welche hast du in der Vergangenheit genutzt, die du wieder aufgreifen kannst?
Über Jutta Talleys systemische Supervisoin mehr erfahren.
Informationen über systemische Beratung sind hier zu finden.