28. Februar 2019  |  by Jutta Talley
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5 Hinweise und 3 Ansatzpunkte für eine tiefere und überzeugende Stimme

Fall 1 – Sie möchten eine tiefe Stimme bekommen, denn Sie werden aufgrund Ihre Stimme oft jünger und unerfahrener eingeschätzt und besonders in beruflichen Gesprächen müssen Sie Ihre fachliche Kompetenz und das eigene Standing besonders herausstellen.

Das kann lästig sein und unnötig Energie kosten. Denn Ihre Aufmerksamkeit dreht sich neben fachlichen Themen auch darum, wie Ihre Gesprächspartnerinnen und -partner auf Sie reagieren, ob sie Sie ernst nehmen und Ihre Kompetenz anerkennen. Sie wünschen sich konkrete Tipps, um Ihre Stimme ein wenig tiefer zu bekommen.

Fall 2 – Sie haben das Feedback bekommen, Ihre Stimme sei zu hoch und den Rat, Sie sollten tiefer sprechen. Sie fragen sich, ob das stimmt und wie Sie mit dieser Rückmeldung umgehen sollen.

In diesem Blogartikel möchte ich Ihnen einerseits konkrete Übungen für die Stimmentspannung vorstellen und andererseits darauf eingehen, wann es überhaupt sinnvoll ist, an einer tieferen Stimme zu arbeiten.

Inhalt:

  • 5 Hinweise: Eine tiefe Stimme bekommen – das spricht dafür!
  • 3 Ansatzpunkte für eine tiefe und überzeugendere Stimme
  • Wie geht es weiter? Ungünstige Sprechmuster verändern
  • Fazit: Kennen Sie Ihre eigene Stimme und vertrauen Sie ihr!
systemische Teamentwicklung

5 Hinweise: Eine tiefe Stimme bekommen – Hintergründe

1. Das Gefühl: die Stimme ist zu hoch

Sie sind sich sicher, dass Sie eine tiefe Stimme bekommen möchten, weil Sie oftmals für jünger und unerfahrener gehalten werden, als Sie tatsächlich sind? Es stört Sie, deshalb Ihre fachliche Kompetenz untermauern zu müssen und dennoch manchmal nicht ernst genommen zu werden?

Kommunikationssituationen sind komplex. Die Stimme ist nur ein Signalgeber von vielen. Auch die Körpersprache, die Wortwahl und die Art und Weise des Sprechens hinterlassen einen Eindruck beim Gegenüber. Die Erwartungen des Gegenübers spielen eine Rolle: die Reaktion der anderen zeigt oft auf, wie sie selbst ticken. Man könnte sich fragen, wer eigentlich am eigenen Kommunikationsverhalten arbeiten muss.

2. Sie haben das Bedürfnis etwas zu ändern

Vielleicht haben Sie direktes Feedback zu Ihrer Stimme erhalten von Vorgesetzten, aus dem Team oder aus dem Freundeskreis und schon einiges selbst ausprobiert. Und trotzdem: sobald Sie einen Anruf beantworten oder ein Gespräch beginnen, klingt Ihre Stimme hoch und jung. Wenn Sie künstlich tiefer sprechen, fühlen Sie sich im Hals angestrengt und verspannt. Absurde Tipps wie Rauchen kommen für Sie nicht infrage: Sie möchten ganz natürlich eine tiefe Stimme bekommen.

Die Stimme ist nichts, was man wie ein Kleidungsstück austauschen kann. Sie ist in jeder und jedem individuell gebaut. Im Kehlkopf liegen die Stimmlippen, deren länge und dicke den Charakter der Stimme bestimmen – ihren Stimmumfang. Dabei gibt es einen großen Unterschied zwischen Frauen- und Männerstimmen, innerhalb derer es auch unterschiedliche Stimmlagen gibt, z.B. Sopran oder Alt. Männerstimmen liegen ca. 1 Oktave tiefer als Frauenstimmen.

Die eigene Stimme tiefer machen, das geht also aus physiologischen Gründen nicht, aber man kann durch Stimmübungen an einer Entspannung der Stimme arbeiten und darauf achten in der eigenen Wohlfühlstimmlage – im unteren drittel des individuellen Stimmumfangs zu sprechen. Unten erkläre ich Ihnen, welche Übungen Sie ausprobieren können.

3. Eine tiefe Stimme strahlt Kompetenz aus

Tatsächlich kommt der Wunsch nach einer tiefen Stimme nicht von ungefähr. Menschen mit tiefen Stimmen, ob männlich oder weiblich, gelten eher als kompetent, vertrauenswürdig, souverän und selbstsicher. Dieser Bewertung liegt jedoch oft eine allgemeine Zuschreibung zugrunde. Dieser in der Sozialpsychologie beschriebene Effekt besagt, dass Menschen dazu neigen einzelne hör- oder sichtbare Erscheinungen der Persönlichkeit eines Menschen zuzuschreiben, obwohl meist andere Ursachen die Erklärung dafür sind.

Mutig und souverän sein – im Beruf und privat.

4. Wie kommt eine hohe oder tiefe Stimme zustande?

Die Stimme ist ein komplexes Phänomen, was aus einem Zusammenspiel von Aufrichtung, Atmung, Kehlkopfaktivität und emotionalem Impuls gebildet wird. Jeder Mensch hat ganz natürlich ca. 2 Oktaven Tonumfang zur Verfügung, den wir beim Sprechen jedoch nie ganz ausnutzen. Wir benutzen beim Sprechen in unserer persönlichen Sprechstimmlage natürlicherweise das untere Drittel unseres Tonumfanges. Darin liegt wiederum die gespannte und die entspannte Sprechstimmlage. Die entspannte Stimme klingt in der Regel etwas tiefer und runder als die gespannte Sprechstimmlage.

Jeder Mensch hat unbewusst bestimmte Sprechgewohnheiten und spricht z.B. gewohnheitsmäßig eher hell oder dunkel.

Jutta Talley

5. Sprechen Sie in der gespannten oder entspannten Sprechstimmlage?

Ob Ihre Stimme hoch oder tief angelegt ist, liegt ganz ausschlaggebend an der Anatomie – also Ihrem persönlichen Körperbau. Daran können Sie, was die Stimme angeht, wenig ändern. Sie haben als Frau oder Mann einen bestimmten, anatomisch festgelegten Tonumfang zur Verfügung.

Allerdings können Sie Ihre individuellen Sprechgewohnheiten hinterfragen, denn jeder Mensch hat unbewusst bestimmte Sprechgewohnheiten, die durchaus veränderbar sind. So bevorzugen manche das Sprechen in der wohlig, entspannten Sprechstimmlage und andere sprechen eher hell und gespannt.

Tipp – Hinterfragen Sie Ihre Sprechgewohnheiten

Sprechen Sie eher in der gespannten – helleren und leicht höheren Sprechstimmlage oder nutzen Sie auch die etwas entspannte – weiche und leicht tiefere Sprechstimmlage? Manche nennen sie auch die “Schokoladenstimme”! Und wenn ja – in welchen Situationen?

Stimmtraining & Sprechtraining in Hannover - Wie läuft das eigentlich genau ab?

Eine tiefe Stimme bekommen – darauf können Sie achten

3 Ansatzpunkte für eine tiefe und überzeugende Stimme

1. Stimme wirkt nicht allein

Die Stimme ist ein vielschichtiges Phänomen -Ob am Telefon oder im persönlichen Gespräch – nachweislich haben Gestik und Mimik einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf, wie jemand wirkt. Meistens verändert sich der Stimmklang intuitiv, wenn sich die Körpersprache verändert. Achten Sie also auf eine sichere Körpersprache, um Ihre Stimme optimal zu unterstützen.

Tipps – Achten Sie auf Ihre Körpersprache und Ihr Standing

  • Richten Sie sich auf. Nehmen Sie bewusst Kontakt mit Ihren Füßen zum Boden auf.
  • Lockern Sie Ihre Schultern, in dem Sie sie leicht kreisend bewegen. Lockern Sie Ihre Halsmuskulatur, in dem Sie den Kopf sanft und langsam nach rechts und links drehen.
  • Gestikulieren Sie frei. Wenn Sie eher zu hektischen Gesten neigen oder sich körpersprachlich eher klein machen, dann richten Sie sich auf! Gestikulieren Sie mit fließenden, weitenden Bewegungen.

Stimm- und Sprechtechnik kann, um gezielt die Stimmfunktion zu verändern helfen

2. Eine tiefe Stimme bekommen durch Stimmtechnik

Um die Stimme “fallen” zu lassen und einen runden, tieferen Stimmklang zu ermöglichen, brauchen Sie Lockerheit. Dies betrifft ganz besonders den Hals und Rachen, den Kiefer, die Zunge und die Lippen. Dazu gehört ebenfalls eine entspannte Gesichtsmuskulatur und Mimik. Wer eine warme, runde Stimme aufbauen möchte, sollte sich mit einem entspannten Gesichtsausdruck anfreunden.

Tipps – Achten Sie auf lockere, entspannte Gesichtsmuskulatur

  • Lockern Sie Ihre Gesichtsmuskulatur, in dem Sie mit den Fingerkuppen sanft über das gesamte Gesicht tupfen und dazu leicht und entspannt summen.
  • Kauen Sie genüsslich, als würden Sie etwas Leckeres genießen und summen Sie kräftiger auf “hmmm”, “hmmmjommm”. Überprüfen Sie am Brustbein mit der flachen Hand, ob Sie eine Vibration durch Ihre Stimme spüren.
  • Gähnen Sie ausgiebig und kräftig hörbar auf: “jajaja”. Lassen Sie dabei die Stimme locker fallen. Variieren Sie die Tonhöhen spielerisch.
  • Lockern Sie Ihre Lippen, in dem Sie sie als Schnute in alle Richtungen bewegen. Sprechen Sie mit lockeren Mundwinkeln die Wochentage laut und deutlich. Dabei achten Sie darauf, nicht zu lächeln, sondern die Mundwinkel locker und entspannt zu lassen. Ggf. unterstützen Sie mit Ihren Zeigefingern, in dem Sie diese sanft an die Mundwinkel legen und diese leicht in Richtung Schnute schieben.
Teamentwicklung

Bewusst oder unbewusst – Stimme als das Sozialmedium Nr. 1 drückt Beziehungsangebote, Rollen und Emotionen aus

3. Das Spiel mit den Erwartungen, Rollen und Gefühlen

Oftmals klingt die Stimme nicht in jeder Situation oder mit jedem Gesprächspartner gleich. Sie kann sich blitzschnell situativ anpassen, Emotionen ausdrücken oder unbewusste Erwartungen zwischen den Zeilen durchklingen lassen. Meistens beobachten Menschen mit eher hohen Stimmen, dass sie durchaus in bestimmten Situationen eine tiefere Stimme anwenden. Dann können sie herausfinden, was der Charakter der Situation, in der sie eher tief sprechen und was sie dort anders machen.

Tipps – Beobachten Sie die Situationen, in denen Ihre Stimme natürlich tief klingt

  • Welche Emotion dominiert in Situationen, in denen Ihre Stimme tief ist? Wie können Sie diese als Ressource nutzen?
  • In welcher Rolle erleben Sie sich? Gibt es einen inneren Anteil in Ihnen mit eher tieferer Stimme, den Sie zukünftig mehr nutzen können?

Das können Sie tun, wenn Sie es noch nicht geschafft haben, eine tiefere Stimme zu bekommen.

Wie geht es weiter – Ungünstige Sprechmuster verändern

Die Stimme wird aus einem Zusammenspiel von Haltung, Atmung, Kehlkopfaktivität und der Formung unserer Artikulationsmuskulatur gebildet. Wenn hier bestimmte Muskulaturen beim Sprechen dauernd gewohnheitsmäßig aktiviert sind, kann sich die Stimme nicht in die entspannte Sprechstimmlage absenken – dies kann durch professionelle Hilfe verändert werden. Im Zweifelsfall können Sie sich in Ihrer HNO- oder phoniatrischen Praxis beraten lassen oder sprechen Sie mich an. Ich berate Sie gern kurz kostenlos und unverbindlich am Telefon.

Ihre Stimme ist gut so, wie sie ist.

Fazit 1 – Die eigene Stimme kennen und ihr vertrauen

Auch wenn Sie den Wunsch haben, sich selbst zu optimieren und die eigene Stimme zu trainieren, können Sie diese Idee hinterfragen. Nicht immer ist starke Selbstkritik angebracht, manchmal sind Feedbacks zu Ihrer Stimme, die Sie von anderen erhalten haben, nicht differenziert genug oder zu stark verallgemeinert.

Tipp – Bevor Sie also sich selbst verändern, überprüfen Sie die Kritik genau. Oft lohnt sich die Bitte, eine Kritik zu spezifizieren und auch die gesamte Situation, in der das vermeintliche Problem aufgetreten ist, zu beleuchten.

Fazit 2 – Die eigene Stimme akzeptieren und Spielfreude entwickeln

Selbst Profis haben oft Schwierigkeiten, Ihren eigenen Stimmklang zu akzeptieren. Es erfordert eine gewisse Gewöhnung an die eigene Stimme, die Sie z.B. darüber erreichen sich eigene Audioaufnahmen anzuhören. So bitter es auch klingt, so wie Sie sich hier hören, hört Sie der Rest der Welt schon immer.

Tipp – Wenn Sie an Ihrer Stimme arbeiten wollen, dann tun Sie dies wohlwollend mit einer gewissen Spielfreude. Probieren Sie sich aus, entdecken Sie spielerisch Ihre eigene Stimme – unter der Dusche, im Auto, beim Bäcker. Üben Sie zunächst möglichst in ‘unwichtigen’ Situationen und beobachten Sie die Reaktionen Ihrer Kommunikationspartnerinnen und -partner.

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und freue mich über Rückmeldung zu Ihren Erfahrungen!

Sie wünschen sich Feedback zu Ihrer Stimme oder haben Fragen?

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Jutta Talley
Jutta Talley ist freiberufliche Trainerin und Coach, die Personen und Organisationen dabei hilft, besser zu kommunizieren. Neben Ihrer freiberuflichen Tätigkeit lehrt sie an der Hochschule Hannover das Sprechen am Mikrofon und ist Gründungsmitglied des Vereins StillLeben e.V., der sich seit Jahren erfolgreich für Menschen mit einer seltenen Kommunikationsproblematik einsetzt. Jutta Talley liebt die Natur und ist gern unterwegs per Rad, Kajak oder zu Fuß.